Baukultur

Autobahnen zu bauen und zu betreiben, erfordert nicht nur erstklassige technische Lösungen – auch die Gestaltung des Straßennetzes ist spätestens seit Inkrafttreten der „Baukulturellen Leitlinien des Bundes“ ein konkreter Auftrag. Unter dem Motto „baukulturelle Verantwortung sichtbar machen – für unsere Kund:innen und die Gesellschaft“ bekennt sich die ASFINAG dazu, das Erscheinungsbild der Autobahnen und Schnellstraßen im Sinne der Baukultur und ihre Eingliederung in die Landschaft weiter zu verbessern.

Dazu wurde bereits 2010 in der ASFINAG eine Gestaltungsinitiative gestartet. Die seither entwickelten Instrumentarien und Prozesse haben dafür gesorgt, dass sich Lärmschutzwände, Tunnelportale, Brücken, Freiflächen und Hochbauten in unserem Netz möglichst harmonisch in das Landschaftsbild einfügen.

Dies wird von unseren Kund:innen, Anrainer:innen und auch von der Fachwelt positiv wahrgenommen. In der Vergangenheit hat die ASFINAG über 70 Projekte mit besonderem Fokus auf die architektonische Gestaltung umgesetzt. Im Schnitt wurden und werden jährlich in etwa 3-4 Architektur-Wettbewerbe ausgeschrieben. Preise und Auszeichnungen (mehrmals Best Architects Design Award, European Concrete Award 2018) sind ein sichtbarer Beweis unseres Engagements und unserer Verantwortung für mehr Baukultur. Als kund:innenfinanziertes Unternehmen geht es uns dabei aber auch um den Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Ästhetik darf nicht im Widerspruch zu Funktionalität, Verkehrssicherheit und Wirtschaftlichkeit stehen – das ist unsere Prämisse bei der Auseinandersetzung mit architektonischen Gestaltungsfragen.

Landschaftsbezogene Gestaltung von Lärmschutzbauten

Da Lärmschutzwände oft massiv in das Landschaftsgefüge eingreifen, legen wir auf deren Gestaltung besonderes Augenmerk. Durch die Einführung spezieller Regelungen zur „Gestaltung von Lärmschutz“ wurden über die Jahre im gesamten Bestandsnetz Qualitätsverbesserungen erkennbar. Hier wurden grundsätzliche Vorgaben für landschaftsgerechte Lärmschutzmaßnahmen festgelegt. Neben den Zielen zur künftigen Gestaltung spielen beispielsweise auch bauliche und betriebliche Anforderungen sowie Aspekte der Verkehrssicherheit und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.

Bauwerke, die in ihrer Funktion und Wirkung besondere Wechselwirkungen zu Landschaftstypen aufweisen, sind so zu gestalten, dass ein lokaler Landschaftsbezug hergestellt werden kann. Vor allem die Besonderheit von Gelände sowie der Wechsel zwischen urbanem Gebiet und ländlichen Regionen sind bei der Gestaltung der Lärmschutzwände zu berücksichtigen. Eine konkrete und detaillierte gestalterische Handlungsanleitung für die bauliche Umsetzung soll damit aber nicht vorgegeben werden. Hier lassen wir den Architekt:innen Spielraum für kreative Ideen.

Baukulturelle Leitlinien

Auch der Bund bekennt sich zu seiner Verantwortung für die österreichische Baukultur und veröffentlichte 2017 die neuen baukulturellen Leitlinien und 2021 den vierten Baukulturreport. Darin enthalten sind beispielsweise der verstärkte Einsatz von Architekturwettbewerben, die Implementierung von Gestaltungsbeiräten, die Berücksichtigung der Prinzipien der Barrierefreiheit sowie die sparsame und qualitätsvolle Entwicklung von Flächen. Die ASFINAG sieht sich diesen Leitlinien verpflichtet und leitet daraus ihre Verantwortung für architektonische Gestaltung der Landschaft ab. Wir haben mit unserer Gestaltungsinitiative diese Vorgaben schon vor einigen Jahren in unseren Instrumentarien verankert und Qualitätskriterien entwickelt. Künftige Zielsetzung ist nunmehr eine Fortsetzung der bisherigen positiven Entwicklung.

Im Sinne der Kernstrategie „Nachhaltigkeit, Ökologisierung und Klimaschutz“ bekennt sich die ASFINAG unter anderem zur nachhaltigen Verbesserung des Erscheinungsbildes der Autobahn. Um diesen Anforderungen und Zielen gerecht zu werden, liegt nun das neue „Handbuch zur Baukultur“ vor.
Das Handbuch wurde vom Team Baukultur gesellschafts- und themenübergreifend erstellt und von BMG FB Services koordiniert und zusammengestellt. Zu den Themenfeldern Allgemeines, Brücken, Tunnel, Lärmschutz und Hochbau wurden wichtige Grundsätze zu Zielen, Geltungsbereichen und Entwurfsgrundsätzen definiert. Außerdem enthalten diese sogenannten „Factsheets“ Bestimmungen zur Gestaltungsrelevanz von Objekten und Maßnahmen, wann Wettbewerbe durchzuführen sind und was unter nachhaltiger Architektur zu verstehen ist.

Im Juni erfolgte die Konstituierung des „Beirats für Baukultur“ der ASFINAG. Der Beirat unterstützt bei der Verankerung und Umsetzung des Prinzips „Baukultur“ in der ASFINAG. Als Beratungsgremium soll er zur Sicherstellung der architektonischen Qualität von Projekten im Spannungsfeld zwischen Ästhetik und Nachhaltigkeit beitragen. Die Leitgedanken lauten: „Ganzheitlich, lebenszyklusorientiert und innovativ planen und bauen und das mit besonderer Rücksicht auf das Erscheinungsbild.“ Der Fachbeirat wird dabei keine Entscheidungen treffen, aber maßgebende Empfehlungen zu den an ihn herangetragenen Fragenstellungen abgeben.

Pilotprojekt „nachwachsende“ Holz- und Verkehrsschilder

Treibhausgasemissionen einzusparen, ist das Gebot der Stunde. Die ASFINAG setzt dabei auf die Innovationskraft der eigenen Mitarbeiter:innen. Wir haben unsere Bestrebungen, Holz vermehrt als Baustoff einzusetzen, auch 2022 fortgesetzt und als Pilotprojekt auf der Süd Autobahn A 2 bei Völkermarkt eine Verkehrszeichenbrücke aus Holz (statt aus Stahl) errichtet. Der Beirat für Baukultur hat dazu architektonische Verbesserungsvorschläge erarbeitet.

In der Steiermark auf der A 2 beim Rastplatz Hainersdorf nahe Bad Blumau sowie in Tirol auf der A 12 bei Imst wurden insgesamt 37 herkömmliche Hinweis- und Verkehrsschilder aus Alu ausgetauscht. Künftig zeigen Schilder aus Holz den richtigen Weg. Das Schild selbst wurde aus Bambus gemacht, die Steher aus Accoya gefertigt, das ist ein mit Essig behandeltes Kiefernholz. Auf die Haltbarkeit gibt es 25 beziehungsweise sogar 50 Jahre Garantie. Im Pilotversuch wird nun getestet, ob diese Schilder Hitze sowie Kälte und Schnee unbeschadet überstehen.

Es wurde nun ein erstes Gutachten von der Holzforschung Austria erstellt, in dem den nachhaltigen Verkehrsschildern Formstabilität und ein optisch ansprechender Zustand bescheinigt wurde. Die „nachwachsenden“ Verkehrsschilder haben damit den bisherigen Praxistest erfolgreich abgeschlossen. Die Erkenntnisse der Testphase wurden im Projektabschlussbericht bereits festgehalten. Die CO2-Ersparnis mit diesem Pilotprojekt liegt bei 7,6 Tonnen CO2-Äqu. für 37 ersetzte Schilder und unter der Annahme einer Lebensdauer von mindestens 25 Jahren.

Mit diesem Projekt hat die ASFINAG aufgezeigt, dass man auch eine auf Metall ausgelegte Norm mit Holz und Bambus erfüllen kann. Die aktuelle Normregelung lässt derzeit nur nachhaltiges Material aus dem Ausland zu. Dennoch könnte ein neues Produkt aus heimischem Holz entwickelt werden, das voraussichtlich 3 – 5 Jahre nach Beauftragung verfügbar wäre. In einem nächsten Schritt versucht die ASFINAG heimisches Holz für die nachhaltigen Verkehrsschilder zu verwenden. Hierzu ist die ASFINAG in engem Austausch mit Vertretern aus Forschung und Wirtschaft.

Zudem war dieses Projekt der Startschuss zu weiterem Einsatz von Holz-Alternativen sowie zur IÖB Challenge „Holz-Offensive für Österreichs Autobahnen“.

Unsere Ziele und Maßnahmen

GRI Disclosures:
03-03
203-01
Infrastrukturinvestitionen und geförderte Dienstleistungen
413-02
Geschäftstätigkeiten mit erheblichen tatsächlichen oder potenziellen negativen Auswirkungen…

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